Traditionskegelclub von 1992

LTU 2017
07.-10. September 2017 nach Mallorca

Tourbericht

Malle: Ein Mann - Einhorn
Wir hatten mit dem Schlimmsten gerechnet, als uns unser Jubi-Tour-Planer Linda offenbarte, dass unsere Reise im Land der Tornister- und Pommesfetischisten starten sollte.
Doch die Tour verlief dann doch alles in allem geschmiert wie mit Frittenfett.

Tag 1 - Donnerstag

Es graute der und dem Morgen, als wir uns um 07:45 Uhr zur kollektiven Abfahrt nach Saventem Airport trafen. Glücklicherweise waren die PKWs bereits nach Wohnort sortiert bestückt, denn Lindas Mitfahrer hatten nicht daran gedacht, dass der Fahrer die Playlist bestimmt. Ein Fehler der nicht zum letzten Mal mit blutenden Ohren bestraft wurde.

Die Fahrt verging also gefühlt unterschiedlich schnell, obwohl wir zeitgleich in Brüssel ankamen :-) Da der Bordservice in den Shuttle-Fahrzeugen ausgefallen war, musste erst mal zur Nahrungsaufnahme geschritten werden. Ein paar belgische Bierspezialitäten und etwas saugfähiges Backwerk linderten die schlimmste Not.

Der Ryanair-Flieger startete pünktlich und setzte uns ebenso planmäßig in Palma ab. Nachdem wir unser Gepäck in Händen hielten, und da legen wir seit London 2012 viel Wert darauf, ALLE in Händen hielten, verließen wir das Terminal, um ein Taxi zu nehmen. Weder bestellt, noch der Stimmung dienlich war das absurde Weltuntergangswetter, dem wir fassungslos gegenüberstanden.

Unsere Seelen und die Koffer vertrauten wir dem der vielen lauernden Transportdienstleister an, der nur halb so dubios erschien, wie der Rest. Zu unserer Überraschung fand er das Hotel Oleander auf Anhieb und ohne linkische Umwege.

Der Regen hielt sich auch in den nächsten Stunden so hartnäckig, dass wir quasi an die Hotelbar gefesselt wurden. Was soll man machen? „Otras nueve cervezas, por favor.“ war das Motto der Stunde, zumindest bis unser 10. Mitglied Öshi nach Individualanreise hinzugestoßen war. Ein zufällig anwesendes Groupie wurden bei der Bestellung konsequent ignoriert.

So tranken wir bis der Cocinero zu Tisch bat. Schnell wurde das Flüssig-Fest-Verhältnis nachjustiert. Der Abend sollte ja noch lang werden.
Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört. Statt der Gummistiefel wurden die Tanzschlappen angelegt, was bei einigen auf das Gleiche hinauskam. Auf ging es ins Partyzentrum.

Erste Station war der MegaPark, der sich seit unserem letzten Besuch im Jahr 2009 doch sehr verändert hat. Auf der Bühne im Erdgeschoss mühte sich die Hermes House Band, doch der Funke sprang nicht mehr über. Das Publikum hatte offenbar schon die gesamte Tagschicht hier absolviert und hing sehr träge an den klebrigen Biergläsern. Zur Akklimatisierung wurde Bier bestellt; in Memoriam an unsere pickeligen Zeiten unglaublicherweise als Tower! Doch auch mit mehr Alkohol wurde es nicht besser. Nach und nach schwärmten wir aus. Etwa die Hälfte von uns zog es in den Keller. Dort war der Auftritt von Läusefänger Mickie Krause angesagt. Über Musiktitel wie „Einhorn“ kann man denken wie man will, aber Stimmung machen kann das Wischmop-Double.

Mit dem Ende seiner Darbietung war es auch für uns Zeit für einen Ortswechsel. Um es sich nicht bereits am ersten Tag mit der Konkurrenz zu versauen, beschlossen wir den Bierkönig zu besuchen. Dort hüpfte und jodelte Antonia aus Tirol, die wir aber abseits der Bühne stehend fast nicht wahrgenommen hatten, obwohl sie alle ihre beiden Knödel rhythmisch in die sinnbildliche Waagschale warf. Im Bierkönig war man sich offenbar nicht sicher, ob die musikalischen Angebote alleine die Gäste fesseln könnten. Zur Verstärkung stand ein Geschwader junger Go-go-Tänzerinnen bereit, die leider mehrheitlich mit dem Gesichtsausdruck bei Bügelarbeit ihren Dienst verrichteten. Dies ist vermutlich nachempfundene spanische Folklore.

Ein sehr attraktives Girl in traditionell übersichtlicher Berufsbekleidung hatte derweil neben uns ein Päuschen ein- und ihre langen Beine zur Ruhe auf einen Hocker abgelegt. Wir baten Pläät die Dame zu fragen, ob sie ein Foto MIT uns machen würde. Pläät, der für solche Banalitäten keine Ader hat, fragte sie, ob sie ein Foto VON uns machen würde. Schade. Das Bild hätte hübscher sein können. Aufgrund unserer überwiegend tief enttäuschten Blicke wurde es sofort wieder gelöscht.

Parallel hatte Linda das Sternchen Mia Julia, gebumste Magma, „zufällig“ im Oberbayern getroffen. Oder hatte er ihr aufgelauert? - Man weiß es nicht. Diesmal war’s kein Gangbang, sondern nur eine musikalische Einlage. Linda ließ sich seine Enttäuschung aber nicht anmerken. Gesangstechnisch der Körbchengröße 65A zuzuordnen, hoppelte das süße Häschen mit den mittelgroßen „Ohren“ barbusig über die Bühne, um Ihrer sozialkritischen Message mehr Ausdruck zu verleihen. Es ging ihr – vermuten wir – um die Gleichberechtigung und mehr Frauen in Vorständen. Eine Haltung für die unsere Linda seit Jahren auch bei lekketäsch eintritt.

Ein Tag mittlerer Güte, an dem wir fast kein Wort spanisch gehört hatten, neigte sich dem Ende. Der Heimweg mit dem obligatorischen Nuttenslalom auf der Strandpromenade stand an, jedoch nicht ohne vorher noch ein wenig Fastfood nachzuwerfen.

Arnold und Wixää sorgten sich wohl um die frische Bettwäsche und gingen noch eine Runde im Meer schwimmen.

Tag 2 - Freitag

Die erste Tageshälfte gestaltete sich nach dem Frühstück als eine geniale Dauerschleife der Leichtigkeit des Seins. Zwischen Mittag und dem Abendessen war ein Ortswechsel - völlig untypisch für uns - nicht erforderlich. Den zu Beginn gekaperten Hochtisch am Balneario 7 verließen wir ausschließlich für dringende Erledigungen. Ansonsten setzten wir voll auf den Service, der uns mit südeuropäischem Enthusiasmus mal mehr mal weniger mit Bier versorgte. Wir genossen das sommerliche Wetter unter der schattenspendenden Markise und den weiten Ausblick über die Promenade, die gecremten und ansonsten fettfreien Körper, den feinen Sand und das blaue Meer bis zum Horizont. Einfach mal die Pause-Taste drücken und genießen. In diesem Flow war auch das nicht endende Heer der Straßenverkäufer besser verkraftbar.

Doch auch dieses wunderbare Intermezzo fiel schließlich dem Buffet- und den Aufbrezelambitionen zum Opfer.

Um 20:45 Uhr sollte in nachgebessertem und ausgehfähigem Outfit aufgebrochen werden. Warum diese Mühe bleibt fraglich, es ging zum Bierkönig. Eine Besäufnisanstalt mit erheblichem Bier-, (-)Bauch- und Männerüberschuss. Egal, es stand wieder unausweichlich die Fußball-Bundesliga auf dem Plan und zwar der „Kracher“ HSV gegen Leipzig. Doch das allein war noch nicht der Höhepunkt der Freizeitverschwendung. Fast nahtlos wurde das Niveau durch „Tobee“ unter der Grasnarbe gehalten. Vermutlich aufgrund der klebrig versifften Bodens hatten wir es lange nicht geschafft den Bierkönig zu verlassen, obwohl es viele gute Gründe dafür gab. Auch wenn die Meinungen darüber sehr geteilt waren: Wenn man die Erwartungen weit genug herunterschraubt, könnte man diesem Tagesabschnitt auch noch etwas Positives abgewinnen. Aber erst gegen 02:30 Uhr gelang uns die Flucht und ein Abstecher zum Regines. Für ein gutes Stündchen ließen wir uns von den Basstönen der Soundanlage die Innereien massieren bevor wir gegen 04:00 Uhr auf dem Matratzenhorchposten lagen.


Tag 3 - Samstag

Bis auf den Präser waren alle mehr oder wenig pünktlich und ansehnlich beim traditionellen 9-Uhr-Frühstück. Aufgrund der nachhaltig positiven Erfahrungen des Vortages und des Wissens um die optimalen Austragungsbedingungen für eine typische Jahreshauptversammlung steuerten wir gegen 11:00 Uhr wieder Balneario 7 an. Um 11:45 Uhr eröffnete der Präser die vereinsinterne Publikumsbeschimpfung. Abgesehen von einer lebhaften Diskussion über potenzielle Mitgliedsaufnahmen gab es keine Eskalationen, Tätlichkeiten oder gar Platzverweise - langweilig!
Vielleicht lag es auch daran, dass einige mehr Lust auf Rudelgucken (Bundesliga), als auf Rudelpöbeln oder Rudelbumsen hatten. Denn dazu ging es wieder in den Bierkönig, obwohl man den Rest dort auch hätte erledigen können.

Wer weiß woran es lag (Müdigkeit, Regen, Fressnarkose …), nach dem Abendessen im Hotel war die kollektive Wanderbereitschaft doch stark eingeschränkt. Das nahegelegene „Pao Pao“ war aber aufgrund des verdorrten Publikums nur eine Ein-Bier-Durchgangsstation. Wir arbeiteten uns - und man schämt sich fast es zu Protokoll zu geben - über das „Las Palmeras“ weiter vor. Eine üble Schlagerfalle für Beischlafwillige im dritten Hoffnungslauf. Immerhin das Bier war kalt und die zeltartige Überdachung ließ frische Luft herein und den Regen draußen. Das Bier förderte entgegen den Erwartungen nicht die Gleichgültigkeit, sondern eher den Drang nach endgültiger Abhilfe. Für die einen hieß das Heimweg, für die anderen vollständiges Reset im Bierkönig.

Nach diesem zähen Prolog hatte der Bierkönig nun leichtes Spiel. Es ist nicht auszuschließen, dass eigentlich alles wie gestern, also immer, war, nur fühlte es sich heute erstaunlicherweise wesentlich besser an. Matze Knoop hatte sich offenbar „privat“ unters Partyvolk gemischt, während Ricky Harris auf eine Gage bestand. Warum eigentlich? Zuerst wurde sein Auftritt um eine Stunde verschoben, um das Risiko die Stimmung abzuwürgen, zu reduzieren. Doch dann kam es, wie es kommen musste. Nach zwei jämmerlichen Darbietungen wurde er wieder von der Bühne gepfiffen. Die Stimmung blieb nach den kurzen Missfallensbekundungen trotzdem gut. Aus unserem kurzen Not-Abstecher wurde dann noch unsere längste Partynacht des Wochenendes, wenn auch nur mit einer Rumpfmannschaft. Vorbei an den hochgestellten Stühlen und der Aufsitz-Reinigungsmaschine ging es über die Strandpromenade in Richtung Hotel.
Am Abzweig zum Hotel entschlossen Wixää, Wölff und Chicken spontan den Wurm und den Rest ins Meer zu halten. Nicht zum Angeln, sondern zur Erfrischung versteht sich. Mit mehr Klamotten auf dem Arm als am Leib ging es durch die Lobby aufs Zimmer. Nicht ohne uns vom adrett gekleideten Öshi zu verabschieden, der dort um 5:00 Uhr schon auf sein Taxi zum Flughafen wartete. Auch eine nicht alltägliche Abschiedszeremonie.

Tag 4 – Sonntag

Die knappe Zeit zwischen Frühstück und unvermeidlicher Rückreise sollte so entspannt wie möglich genutzt werden. Daher ging es nochmal für 2 Stunden zum Strand bzw. Balneario 10 nachdem das Gepäck zur Aufbewahrung abgegeben worden war. Nach morgendlichem Regen ließ sich zum Abschied wieder die Sonne blicken und wir ließen uns ein paar Abschiedsbiere schmecken. Zwar konnten wir unsere Augenringe nicht kaschieren, aber das Gruppenfoto am Strand ist Beweis genug, dass uns die Tour trotz der Wetterkapriolen und der selbst auferlegten Strapazen sehr gut gefallen hat. Daran konnten auch par kleine Hürden bei der Rückreise nichts mehr ändern.

Mallorca war mal wieder eine Reise wert. Eine gelungene Vollendung unseres 25. Jubiläumsjahres.

(c) Chicken, Mai - August 2018

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